Fundstücke

Unter diesem Menüpunkt finden Sie kleine Highlights zur Familie Thun aus den verschiedensten Themenbereichen, z.B. interessante Zeitungsartikel, witzige Geschichten oder Gedichte über die Familie.

 

AUS DER VORARLBERGER WACHT VON 1925

DES KAISERS TRAUM, FESTSPIEL VON CHRISTIANE THUN-SALM

Festspiel in einem Aufzuge von Christiane Thun-Salm , Wien 1898.

 

EIN BILD KEHRT ZURÜCK, FAZ 1993

GEDICHT "ES RAUSCHT NICH SELTEN..." VON DR. LEGIS GLÜCKSELIG, 1866

Einleitendes Gedicht zu
Denkwürdigkeiten des Grafenhauses Thun-Hohenstein
von Dr. Legis Glückselig


Es rauscht nicht selten wie ein heil’ger Schatten
An uns ein Etwas wunderbar vorbei;
Doch eh’ wir noch den Gruß erwiedert hatten,
Sind inne wir, daß es ein Traumbild sei.
Ganz anders jene vielerlei Gestalten,
So die Geschichte uns entgegenhält:
Sie sind es, welche Wirklichkeit entfalten
Und lebten einst im Raume dieser Welt.
Nicht frommt es ja, nach Vorwärts bloß zu schauen,
Der Zukunft leben und dem Jenseits nur!
Auch zur Vergangenheit, zur altersgrauen,
Führt rückwärts eine mondbeglänzte Spur.
Ihr folgen ist zwar oft ein kühnes Wagen,
Weil selten nur man einen Führer trifft –
Doch, ist er da: dann reden laut die Sagen
Und lesbar wird die dunkle Ahnenschrift.
Und Einer nach dem Andern von den Helden
Der Vorzeit drängt sich auf den Schauplatz vor,
Ein Jeder wüßt Gewaltiges zu melden –
Wär’ nur die Sprache faßlich unser’m Ohr.
Da kommt in Stahl, der einst den Hohenstaufen
Genüberstand: Herr Albertin von Thun,
Hier Warimbert mit seiner Krieger Haufen,
Die in Jerusalem erst wollen ruh’n.
Dort wandelt Berthold an des Bischofs Seite
Um eine Klosterstiftung zu vollzieh’n,
Und dort kehrt heim vom blut’gen Heldenstreite
Herr Concius mit Bruder Belvesin.
Da lehnt Herr Victor, unter Max dem Kaiser
Verdient als Landeshauptmann in Tyrol,
Und Sigmund, Staatsmann, Theolog und Weiser,
Berathend zu Trient der Kirche Wohl.
Und vieke Andern aus dem Thun’schen Blute,
Die ruhmvoll einst gewirkt und segenreich,
Wie Guidobald in röm’schen Purpurhute,
Wie Johann Ernst, dem wohl kein Zweiter gleich:
Graf Aloys mit dem Kreuz vom heil’gen Grabe,
Graf Christoph Simon, fromm aus Herzensgrund,
Und Graf Franz Sigmund mit dem Marschallstabe,
Graf Max hier mit dem Kleinod von Burgund.
Doch – Schweigen ist der Muse nun geboten,
Das Büchlein setzt den Gegenstand ja fort,
Es windet Kränze vielen edlen Todten
Es redet wahrem Hochverdienst das Wort;
Es bringt zu Tage manche alte Kunde,
Die zu erforschen Keinem noch gelang,
Und die nur dort erreichbar, wo im Bunde
Begeisterung, Liebe, reiner Wissensdrang.
Was konnte man, o hoher Herr, Dir bringen
Als ein Geschichtsbuch von dem Hause Thun?
Ein Buch, in welchem, sollte es gelingen,
Die heiligsten Erinn’rungsschätze ruh’n.
Und, hoher Herr, wenn ich es kühn soll sagen
Vor Allenn Deines Stammes für und für:
Mit diesen Blättern erst ist abgetragen
Die Schuld an die Altvordern nach Gebühr.
O möchte, hoher Herr, dies Buch versüßen
Nur eine Stunde Deines Lebens Dir!
Am heut’gen Tage leg ich’s Dir zu Füßen,
Wo Du in’s Restoralter trittst allhier,
Am heut’gen Tage, den Dir Gott beschieden,
Den mitzufeiern Tausenden vergönnt –
Ich priese überglücklich mich hienieden,
Wenn Deines Beifalls ich mich rühmen könnt’!


Ehrfurchtsvoll und dankbar
Dr. Legis Glückselig

 

Namensblatt

Das Namensblatt enthält Informationen zur Herkunft des Namens „Thun“ und wurde mit Hilfe der „Enciclopedia storico- nobiliare italiana“ erstellt.

REDE ANLÄSSLICH DES REQUIEMS FÜR ODA FREIIN VON FÜRSTENBERG

Rede anlässlich des Requiems für Omi am 30. August 2011 Gehalten von ihrem Schwiegersohn Thomas

Liebe Trauergemeinde, im Namen der Familie möchte ich mich bei Euch für Euer Kommen bedanken. Euer Kommen ist für uns ein Zeichen der tiefen Verbundenheit mit der Verstorbenen und mit uns, den Angehörigen. Nach der Beisetzung ist jeder in das Hotel Kaiserin Elisabeth in Feldafing eingeladen. Dies ist ganz im Sinne meiner Schwiegermutter die sehr gerne feierte. Besonders möchte ich im Namen der Familie Maria danken die seit 8 Jahren meine Schwiegereltern bis zu ihrem Tod mit viel Liebe und Geduld betreute und pflegte. Sie gab dafür selbstlos das Zusammenleben mit ihrem Mann und ihren zwei heranwachsenden Töchtern auf. Sie war nicht nur eine fürsorgliche Pflegerin sondern eine enge Vertraute. Meine Schwiegermutter bezeichnete Maria als ihre beste Freundin. Dass was sie für unsere Eltern und für uns getan hat sucht seinesgleichen und ist mit irdischen Gütern nicht zu entlohnen. Danke Maria Liebe Familie, Verwandte und Freunde, ich möchte versuchen mit einigen Worten die Persönlichkeit von Omi zu würdigen wobei mir klar ist dass dies immer unvollkommen bleiben wird. Ich spreche von meiner Schwiegermutter bewusst als Omi, da wir sie in den letzten 20 Jahren innerhalb der Familie so genannt haben. Wir sind dankbar, dass es sie gab, dass sie für uns gelebt hat. Ihre 90 Lebensjahre sind auch ein Spiegel des letzten Jahrhunderts. Als junge Frau geprägt durch die Familien und Häuser Westfalens nahm sie die Spannungen, Strömungen, Zerrissenheit und Herausforderungen ihrer Zeit in sich auf - zum einen die Werte des untergegangen Kaiserreiches bzw. des osmanischen Hofes, - zum anderen die junge nicht von allen geliebte Republik - zum Teil jedoch auch die falschen Versprechungen und Ideale eines Hitlers. Sie selbst sprach von der Faszination seiner persönlichen Erscheinung auf sie als junges BDM Mädchen Aber bald wurde sie mit den Schattenseiten konfrontiert - den sinnlosen Soldatentod ihres Bruders Josefs, ihres Schwagers Matthäus und vieler Verwandter und Freunde - die Hinrichtung im Zusammenhang mit dem 20. Juli des Schwiegervaters ihres Bruders, der für ein anderes besseres Deutschland sein Leben ließ - die persönliche Konfrontation mit den schrecklichen Folgen des Krieges in einem Lazarett für Amputierte In einem Bericht schilderte sie den Versuch einer nationalsozialistischen Weihnachtsfeier im Lazarett, in dem sie als Krankenschwester arbeitete. Ich zitiere: „Der Gauleiter, ein hochgewachsener äußerst gepflegter Mann, zwischen all den Krüppeln beharrte steif auf seinen Ehrenplatz. Selten habe ich so eine Totenstille auf so einer Feier erlebt. Es war eine fast unerträgliche Spannung. Da sah ich einen der ärmsten der Armen. Es fehlte ihm ein Bein und der rechte Arm. Unbeholfen steckte er die linke Hand in die Tasche seiner Uniform und zog eine kleine Mundharmonika heraus. Ganz leiser intonierte er das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“. Atemloses Schweigen, doch dann setzten hunderte von Männerstimmen ein. Es war als würden die Wände des Raumes gesprengt. Es war Weihnachten geworden. Still und mit gesenkten Haupt und roten Kopf ging der Gauleiter ohne Abschied mit seinen Leuten aus dem Saal. “ Bald erlebte sie 1945 ihr persönliches Golgatha als ihre 11 monatige Tochter Monika in ihren Armen an Dyphterie starb. Und wenn ich links zur Skulptur der schmerzhaften Mutter Gottes blicke, die ihren toten Sohn in den Armen hält, verstehe ich warum ihr Maria als Vorbild im Leiden und im Ertragen so nahe war. In ihren Unterlagen habe ich ein handschriftliches von ihr verfasstes Gedicht gefunden mit der Überschrift

 

„Das tote Kind spricht“

Mutter, nun lass meine Flügel los.

Fühle, nun bin ich tiefer als je in Deinem Schoß

Ich bin der Herzschlag der Dich im Leben weiter drängt

Ich steige in Deinen Arm, wenn er den Liebsten umfängt

Ich bin der zärtlichste Schimmer auf Deiner Kinder Haar

Mutter ich bleibe was ich von Anfang war

Sieh, ich fiel aus einem blühenden Frühlingsstrauss

Kleine beglückende Knospe in Dein offenes Haus

Ich war ein Duft, ein Klang, ein begonnener Reim

Sing mich zu Ende, dann bleib ich in Deinem Herzen daheim

Dann kann ich wachsen, Rose aus aus Deines Blutes tiefsten Schacht

Mach mich nicht dunkel

Ich bin das Sternbild der Liebe in Deiner schwärzesten Nacht

 

Sie hat dieses Schicksal getragen getreu dem Spruch „Wechselnde Pfade, Schatten und Licht, alles ist Gnade, fürchte Dich nicht“. Es kam eine neue Zeit mit neuen Herausforderungen. Es kamen sechs weitere Kinder, Freilichtbühne in Herdringen, Umzüge nach Neheim-Hüsten, die Sommerferien in Seeleiten bei Murnau. Vieles war anders als in ihrer Jugend. Sie hat ihre Schwiegertöchter und söhne mit all ihren Schwächen und Stärken vorbehaltlos und herzlich angenommen. Für Nina und Hanna war sie ein sicherer Hafen. Für die elf Enkel wurde Murnau zur zweiten Heimat. In den 15 Jahren in denen sie in Murnau lebte bevor wir sie zu uns nach Tutzing nahmen, engagierte sie sich in der Pfarrei, hielt Wortgottesdienste und übernahm die Krankenhausseelsorge im Unfallkrankenhaus. Sie freute sich über das Engagement ihres Sohnes Tino bei Amnesty und dessen Einsatz für die Opfer der Diktaturen in Südamerika. Ebenso erfüllte sie das soziale und kirchliche Engagement ihres Sohnes Jörg mit Genugtuung. Sie musste am Ende ihres Lebens den für eine Mutter fast unerträglichen Schicksalsschlag hinnehmen, dass ihre beiden ältesten Söhne innerhalb von 12 Monaten aufgrund von unheilbaren Krankheiten starben. Mit Fassung und ohne Jammern hat sie dies hingenommen, so wie sie vieles hingenommen hat „Dein Wille geschehe“ und mit Optimismus und Zuversicht in die Zukunft gesehen. Sie verstand das Leben nicht als Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt sondern als ein Glied in einer Kette von Generationen und damit als Verpflichtung das Erbe dieser Kette - weiterzugeben durch Erziehung - weiterzugeben durch Vorleben - und in den letzten Jahrzehnten weiterzugeben durch längere Briefe und Reflektionen, die sie gemeinsam mit Opi verfasste und an uns schickte Woher nahm sie diese Lebenskraft? Zwei große Wurzeln sind hier zu nennen: 1. ihr Erbe, ihre Gene. Der westfälischen Herkunft verdankte sie - ihre Starrköpfigkeit - ihre Prinzipienfestigkeit - ihre Bereitschaft für ihre Meinung einzustehen - ihre tiefe Verwurzelung im christlichen Wertesystem mehr vielleicht ist sie aber durch ihr orientalisch libanesisches Erbe geprägt worden: - ihre positive Einstellung zum Leben und die Fähigkeit jede Situation und sei sie noch so widrig, zu meistern - ihre Erzählkunst und ihr Drang zur Schauspielerei (hier muss ein Märchenerzähler in der Ahnenreihe gewesen sein) - ihre Herzlich- und Fröhlichkeit - ihre Fähigkeit Gefühle zu zeigen und auf Menschen zuzugehen. Ihre zweite große Wurzel war ihr fester unerschütterlicher Glaube. Sie hinterfragte durchaus kritisch die Dogmen und das Verhalten ihrer Kirche. Dies störte aber nicht ihr bedingungsloses Vertrauen in Gott. Vielleicht hat sie durch ihre Familienwurzeln im heiligen Land besonders stark die Botschaft, die vor zweitausend Jahren den Siegeszug durch die Jahrhunderte rund um den Erdball ausgehend von einem kleinen Nest in Palästina antrat verinnerlicht. Die Botschaft von Frieden und Liebe. Sie stand wie keine andere für den Begriffsinhalt des hebräischen Schaloms. Für den äußeren Frieden - sie konnte verzichten - sie konnte verzeihen - sie konnte versöhnen und für den inneren Frieden - sie lebte in Harmonie mit sich, ihrer Umwelt und ihrem Gott - sie war zufrieden und fröhlich vor allem aber stand sie für die Liebe - die Liebe zu ihrem Mann, mit dem sie 55 Jahre in Treue und Zuneigung durch Höhen und Tiefen ging - die Liebe zu ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln - die Liebe zu den Menschen - eine Liebe die verständnisvoll, gütig, richtungsweisend, unendlich und allumfassend war, getreu der orientalischen Weisheit, die sowohl auf der Rückseite des Totenbildchens ihrer libanesischen Mutter als auch auf ihrem eigenen steht: Die Liebe ist das einzige Gut, das sich vermehrt wenn man es verschwendet. Sie blickt auf ein glückliches, erfülltes Leben zurück. Sie bleibt ein Vorbild für uns und kommende Generationen. Eine wahre „marter familiae“. Eine würdige Ahnenfrau aus altem Geschlecht. Ich bin stolz und dankbar so eine Schwiegermutter gehabt zu haben. Danke Omi

 

Fürbitten

1. Für Omi (Nina)
Allmächtiger Gott, Herr über Leben und Tod. Du hast unsere Omi nach einem lange in Liebe und sozialen Engagement zu den Menschen und im Vertrauen auf Dich vollendeten Leben zu Dir in Deine ewige Herrlichkeit gerufen. Erfülle die Sehnsucht Ihres Herzens, Ihre Gewissheit an ein zukünftiges Leben in Dir, dem Auferstandenen und lasse ihren Einsatz und die Liebe ihres Lebens für und in uns weiter wirken.
Wir bitten Dich erhöre uns.

 

2. Für Betreuer (Stefan)
Gott wir danken Dir, dass Du Omi Menschen geschickt hast, wie Dr. Gogl, Frau Dr. Schöneberger-Lindl, Herrn Heil und seine Mitarbeiter der ambulanten Krankenpflegen sowie Maria, die sie mit Einfühlsamkeit und großer Geduld gepflegt haben. Dies gilt vor allem für Maria, die ihre Familie nur selten sehen konnte, da sie die Betreuung unserer Eltern als ihre Lebensaufgabe der letzten Jahre gesehen hat.
Gib Ihnen die Kraft, Gesundheit und die Fröhlichkeit für ihren Dienst an Menschen und vergelte ihren Einsatz mit einem Vielfachen.  Stehe vor allem Maria bei, ihre Zukunft zu gestalten.

 

3. Für die Anwesenden  (Konsti)
Gott, wir sind heute hier versammelt um von Omi Abschied zu nehmen. Befreie uns von Allem was und bedrückt und belastet. Nimm von jedem von uns die Zweifel und Sorgen. Gib uns die Kraft, dass Gute und Positive zu suchen und zu sehen und mit fröhlichen Herzen voll Lebensmut durch diese Deine Welt zu gehen.
Wir bitten Dich erhöre uns.

 

4. Für die Verstorbenen (Anga)
Herr über Leben und Tod. Durch die Auferstehung Deines Sohnes hast Du uns Hoffnung gegeben. In Deine Welt sind unsere Eltern, unsere Schwester Monika und unsere Brüder Jörg und Tino vorausgegangen. Cousinen, Vetter und Freunde hast Du aus unserer menschlich engen Sicht zu früh zu Dir gerufen. Lass sie und alle anderen Verstorbenen unserer Familie und unserer Freunde teilhaben an Deiner Gnade und lass sie eingehen in Dein ewiges Licht des Friedens und der Herrlichkeit – Ein Licht,  zu dem im Vergleich das Licht der Sonne nur ein Schatten ist.
Wir bitten Dich erhöre uns.

 

5. Für die Welt und die Schöpfung (Verena)
Als die Erde nicht war noch der Himmel, weder Baum noch Berg, weder Sonne noch Stern, weder Mond noch das mächtige Meer, da warst Du schon, allmächtiger Gott. Wir sehen hilflos, wie wir Deine unsere Schöpfung zerstören, wir blicken ohnmächtig auf die vielen leidvollen Auseinandersetzungen zwischen den Völkern in vielen Teilen der Erde, zwischen Religionen und Kulturen, zwischen Arm und Reich zwischen Nord und Süd, zwischen Herrschenden und Beherrschten. Schenke vor allem dem libyschen Volk die Kraft seine Zukunft in Frieden und Freiheit zu gestalten.
Gott, Du allein hast die Macht dazu. Gib dieser unserer Welt Deinen Schalom, Deinen Frieden. Wir bitten Dich erhöre uns.

 

THUN-HOHENSTEIN-MARSCH 1881-1882

Der "Thun-Hohenstein-Marsch" wurde vom böhmischen Komponisten und Kapellmeister  Karl Komzák (1823-1893) während seiner Zeit beim Infanterieregiment in Innsbruck komponiert und entstand zwischen 1881-1882. Er widmete ihn Graf Franz von Thun-Hohenstein , dem Militär- und Landesverteidigungskommandanten von Tirol und Vorarlberg.

Graf von Thun-Hohenstein Franz Anton (1809-1870)

Österreichischer Ministerialrat im Ministerium für Kultus und Unterricht (1850-1861) und Kunstmäzen.

Graf Franz Anton von Thun-Hohenstein (* 13. Juni 1809 in Prag; † 22. November 1870 in Prag; begraben in der Johannes-Kapellen-Gruft in Tetschen, katholisch) war Ministerialrat im Ministerium für Kultus und Unterricht (1850-1861) und Kunstmäzen.

Familie

Graf Franz Anton von Thun-Hohenstein wurde am 13. Juni 1809 in Prag als erstes von fünf Kindern des Grafen Franz de Paula Anton und der Gräfin Theresia Maria, geb. Brühl , geboren. Neben den beiden jüngeren Brüdern, Graf Leo und Graf Friedrich Franz Josef , hatte Franz Anton noch zwei jüngere Schwestern, Gräfin Anna Maria und Gräfin Josefine Elisabeth , kurz Juža genannt.

Franz Anton heiratete am 16. August 1846 die bürgerliche Magdalena König , Tochter des Franz König , Korporal der k. k. Garnisons-Artillerie, und der Anna Brezina . Aus der Ehe entsprangen sechs Kinder: Zdenko Franz , Franz Anton , Marie Therese , Leo Ferdinand , Karoline und Bianka .

 

Leben

Jugend und Ausbildung

Thun-Hohenstein stammte aus einem streng katholischen Elternhaus. Die Erziehungs- und Ausbildungsaufgabe wurde von seinen Eltern an Hofmeister Johann Rohrweck übertragen, der Franz Anton sowie seinen beiden Brüdern den Gymnasialunterricht und eine universitäre Grundausbildung im Elternhaus erteilte. Obwohl der Vater den Ausbildungsweg seiner Söhne mit den sogenannten „philosophischen Jahrgängen“ für abgeschlossen erklärte, [1] entschlossen sich diese Jura zu studieren. Von 1827 bis 1831 besuchte Franz Anton die Prager juristische Fakultät. Schon als Knabe entdeckte er seine Vorliebe für die Kunst, malte als Autodidakt verschiedene Szenen aus „Heinrich von Eichenfels“ von Christoph Schmid oder anderen Kinderbüchern der damaligen Zeit und wurde vom Dresdner Landschaftsmaler und Kupferstecher Grünwald, der als Zeichenlehrer auf Schloss Tetschen tätig war, in die Zeichenkunst eingeführt. Später wurde Thun-Hohenstein vom Prager Landschaftsmaler Anton Manes (1784-1843) unterrichtet. [2]

Als sich die Familie 1833 aufgrund einer Erkrankung seiner Schwester Anna Maria für längere Zeit in Dresden aufhielt, bekam der junge Graf Gelegenheit, den bedeutenden deutschen Kunsthistoriker und Schriftsteller Karl Friedrich von Rumohr (1785-1843), mit dem Franz Anton auch später noch in Kontakt stehen sollte, sowie den Dichter Ludwig Tiek (1773-1853) kennen zu lernen. [3]

Im Februar 1834 bereiste Thun-Hohenstein mit seinen Brüdern England (London), Frankreich (Paris) und Italien (Neapel) und widmete seine Aufmerksamkeit den verschiedenen Kunstschätzen aller Art. [4]

Als er 1835 wieder nach Hause in seine Heimat Prag zurückkehrte, war er mit den Verwaltungsgeschäften, welche ihm sein Vater anvertraute, beschäftigt. Zudem widmete er seine Aufmerksamkeit der Förderung gemeinnütziger Vereine, vor allem auf dem Gebiet der Kunst und der Armenpflege. [5]

Im Jahre 1839 stellte Graf Franz Anton von Thun-Hohenstein, der im Ausschuss der „Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde“ gewählt war, einen Antrag auf die Errichtung eines „Kunstverein[s] für Böhmen“ und wurde im gleichen Jahr zu dessen Präsidenten bestellt. [6] Durch seine Forderung bewirkte der Graf, dass das Interesse an der (monumentalen) Kunst in Prag einen großen Aufschwung erfuhr und „Schranken der bisherigen localen [sic!] Einengung durchbrochen [wurden]“ [7]: Nicht nur nationale Künstler stellten ihre Werke der Öffentlichkeit zur Verfügung, sondern auch Künstler aus München und Dresden entsandten zahlreiche Werke nach Prag. Das Bemühen Thun-Hohensteins machte sich bezahlt, die monumentale Kunst fand eine „bleibende Stätte“ in Prag. Für die Errichtung des gotischen Monuments für Kaiser Franz in Prag setzte sich Graf Franz Anton sehr ein und erreichte dessen Errichtung. Zudem [break]forderte er die Vollendung des Prager Veitsdoms sowie den Wiederaufbau der alten böhmischen Königsburg Karlstein. Am 27. Februar 1847 wurde er zum Präsidenten der „Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde“ gewählt. [8]

Als Fideikommiss-Anwärter erfuhr Graf Franz Anton von Thun-Hohenstein die Einführung in den böhmischen Landtag und schloss sich der liberal-konservativen Partei der Stände an.

 

Thun-Hohenstein als Ministerialrat

Anfang der 50iger Jahre trat Franz Anton in den Staatsdienst ein. Er wurde in das Ministerium für Kultus und Unterricht, in dem sein Bruder Leo als Minister agierte, berufen. Dort agierte er als Kunstreferent sowie Regierungsrat und war zuständig für alle Kunstangelegenheiten, insbesondere den Denkmalschutz. [9] Am 9. Mai 1861 wurde er dieses Amtes enthoben, woraufhin Franz Anton Wien verließ und wieder nach Prag zurückkehrte. [10] Seine gemachten Erfahrungen ließ er in die Denkschrift „Vorschläge zur Reorganisirung des öffentlichen Baudienstes in Oesterreich“ einfließen.

 

Thun-Hohenstein als Kunstmäzen

In Prag kam er seinen Pflichten als Präsident des „Kunstverein in Böhmen“ und der „Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde“ nach und wurde zusätzlich mit neuen Aufgaben konfrontiert. Von 1861-1867 wurde Graf Franz Anton von Thun-Hohenstein als Landessauschussmitglied mit der Leitung der Findelanstalt und der Ausarbeitung eines Gesetzesentwurfs über das Armenwesen in Böhmen beauftragt. Zusätzlich wurde er in den Landtag gewählt. [11]

 

Thun-Hohenstein als Konservator

Im Oktober 1862 wurde Thun-Hohenstein von der Zentral-Kommission des Ministeriums für Kultus und Unterricht zum Konservator für Böhmen berufen. Bis zu seinem Tode widmete er sich dieser neuen Aufgabe.

Graf Franz Anton von Thun-Hohenstein starb am 22. November 1870 in Prag.

 

Mitgliedschaften, Auszeichnungen und Ehrungen

Während seiner Zeit in Prag war Franz Anton von Thun-Hohenstein nicht nur Präsident des „Kunstverein in Böhmen“ sowie der „Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde“, sondern wurde zum Oberdirektor des Prager Armenwesens gewählt, welches er von Grund auf neu organisierte. Er war auch Direktionsmitglied des Böhmischen Nationalmuseums und des Gewerbevereins sowie des Vereins zur Förderung der Tonkunst. [12] Im Jahre 1842 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Prag ernannt und war Ritter des eisernen Kronen-Ordens zweiter Klasse, Kommandeur des Franz-Joseph-Ordens und des päpstlichen St. Gregor-Ordens.

 

Rezeption

Graf Franz Anton von Thun-Hohenstein war kein gewöhnlicher Mensch. Er war ein Mensch, der versuchte, Ungewöhnliches möglich zu machen. Neben seinem unerschöpflichen Wirken und der Förderung im Bereich der Kunst wandte er sich mit derselben Hingabe dem Bereich der Armenfürsorge zu. Noch heute sind seine Spuren auf dem Gebiet der monumentalen Kunst in Prag ersichtlich. [DL]

 

Bibliographie

Werkverzeichnis

Vorschläge zur Reorganisirung des öffentlichen Baudienstes in Oesterreich, Prag 1861.

 

Ausgewählte Literatur zu Thun-Hohenstein

  • Burgerstein, Joseph, Franz Anton von Thun-Hohenstein. Biographische Skizze, Wien 1871.
  • Friedjung, Heinrich, Österreich von 1848-1860, Bd. 1, Stuttgart 1908.
  • Thienen-Adlerflycht, Christoph, Graf Leo Thun im Vormärz. Grundlagen des böhmischen Konservativismus im Kaisertum Österreich (Veröffentlichungen des Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts 6), Graz, Wien u.a. 1967
  • Wurzbach, Constant von, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 45, Wien 1882.
[1] Da ihr Vater Franz Anton von Thun-Hohenstein die Regierung Metternichs ablehnte, verweigerte er seinen Söhnen zunächst eine politische Laufbahn. Vielmehr sollten sie sich kulturell oder sozial in Böhmen auszeichnen. Erst auf Zureden seiner Gemahlin Theresia Maria und des Erziehers Johann Rohrweck, konnten sich die Söhne weiterbilden. vgl. Christoph Thienen-Adlerflycht, Graf Leo Thun im Vormärz. Grundlagen des böhmischen Konservativismus im Kaisertum Österreich (Veröffentlichungen des Österreichischen Ost- und Südosteuropa-Instituts 6), Graz, Wien u.a. 1967, S. 67-68.
[2] vgl.Joseph Burgerstein, Graf Franz Anton von Thun-Hohenstein. Biographische Skizze, Wien 1871, S. 4
[3] vgl. ebd., S. 5.
[4] vgl. ebd., S. 6.
[5] vgl. ebd., S. 7.
[6] vgl. ebd., S. 10-11.
[7] ebd., S. 8.
[8] vgl. ebd., S. 11.
[9] vgl. Thienen-Adlerflycht, Vormärz, S. 68.
[10] vgl. Burgerstein, Skizze, S. 11-12.
[11] vgl. ebd., S. 16.
[12] vgl. Thienen-Adlerflycht, Vormärz, S. 68-69.