Fundstücke

Unter diesem Menüpunkt finden Sie kleine Highlights zur Familie Thun aus den verschiedensten Themenbereichen, z.B. interessante Zeitungsartikel, witzige Geschichten oder Gedichte über die Familie.

 

AUS DER VORARLBERGER WACHT VON 1925

DES KAISERS TRAUM, FESTSPIEL VON CHRISTIANE THUN-SALM

Festspiel in einem Aufzuge von Christiane Thun-Salm , Wien 1898.

 

EIN BILD KEHRT ZURÜCK, FAZ 1993

GEDICHT "ES RAUSCHT NICH SELTEN..." VON DR. LEGIS GLÜCKSELIG, 1866

Einleitendes Gedicht zu
Denkwürdigkeiten des Grafenhauses Thun-Hohenstein
von Dr. Legis Glückselig


Es rauscht nicht selten wie ein heil’ger Schatten
An uns ein Etwas wunderbar vorbei;
Doch eh’ wir noch den Gruß erwiedert hatten,
Sind inne wir, daß es ein Traumbild sei.
Ganz anders jene vielerlei Gestalten,
So die Geschichte uns entgegenhält:
Sie sind es, welche Wirklichkeit entfalten
Und lebten einst im Raume dieser Welt.
Nicht frommt es ja, nach Vorwärts bloß zu schauen,
Der Zukunft leben und dem Jenseits nur!
Auch zur Vergangenheit, zur altersgrauen,
Führt rückwärts eine mondbeglänzte Spur.
Ihr folgen ist zwar oft ein kühnes Wagen,
Weil selten nur man einen Führer trifft –
Doch, ist er da: dann reden laut die Sagen
Und lesbar wird die dunkle Ahnenschrift.
Und Einer nach dem Andern von den Helden
Der Vorzeit drängt sich auf den Schauplatz vor,
Ein Jeder wüßt Gewaltiges zu melden –
Wär’ nur die Sprache faßlich unser’m Ohr.
Da kommt in Stahl, der einst den Hohenstaufen
Genüberstand: Herr Albertin von Thun,
Hier Warimbert mit seiner Krieger Haufen,
Die in Jerusalem erst wollen ruh’n.
Dort wandelt Berthold an des Bischofs Seite
Um eine Klosterstiftung zu vollzieh’n,
Und dort kehrt heim vom blut’gen Heldenstreite
Herr Concius mit Bruder Belvesin.
Da lehnt Herr Victor, unter Max dem Kaiser
Verdient als Landeshauptmann in Tyrol,
Und Sigmund, Staatsmann, Theolog und Weiser,
Berathend zu Trient der Kirche Wohl.
Und vieke Andern aus dem Thun’schen Blute,
Die ruhmvoll einst gewirkt und segenreich,
Wie Guidobald in röm’schen Purpurhute,
Wie Johann Ernst, dem wohl kein Zweiter gleich:
Graf Aloys mit dem Kreuz vom heil’gen Grabe,
Graf Christoph Simon, fromm aus Herzensgrund,
Und Graf Franz Sigmund mit dem Marschallstabe,
Graf Max hier mit dem Kleinod von Burgund.
Doch – Schweigen ist der Muse nun geboten,
Das Büchlein setzt den Gegenstand ja fort,
Es windet Kränze vielen edlen Todten
Es redet wahrem Hochverdienst das Wort;
Es bringt zu Tage manche alte Kunde,
Die zu erforschen Keinem noch gelang,
Und die nur dort erreichbar, wo im Bunde
Begeisterung, Liebe, reiner Wissensdrang.
Was konnte man, o hoher Herr, Dir bringen
Als ein Geschichtsbuch von dem Hause Thun?
Ein Buch, in welchem, sollte es gelingen,
Die heiligsten Erinn’rungsschätze ruh’n.
Und, hoher Herr, wenn ich es kühn soll sagen
Vor Allenn Deines Stammes für und für:
Mit diesen Blättern erst ist abgetragen
Die Schuld an die Altvordern nach Gebühr.
O möchte, hoher Herr, dies Buch versüßen
Nur eine Stunde Deines Lebens Dir!
Am heut’gen Tage leg ich’s Dir zu Füßen,
Wo Du in’s Restoralter trittst allhier,
Am heut’gen Tage, den Dir Gott beschieden,
Den mitzufeiern Tausenden vergönnt –
Ich priese überglücklich mich hienieden,
Wenn Deines Beifalls ich mich rühmen könnt’!


Ehrfurchtsvoll und dankbar
Dr. Legis Glückselig

 

Namensblatt

Das Namensblatt enthält Informationen zur Herkunft des Namens „Thun“ und wurde mit Hilfe der „Enciclopedia storico- nobiliare italiana“ erstellt.

REDE ANLÄSSLICH DES REQUIEMS FÜR ODA FREIIN VON FÜRSTENBERG

Rede anlässlich des Requiems für Omi am 30. August 2011 Gehalten von ihrem Schwiegersohn Thomas

Liebe Trauergemeinde, im Namen der Familie möchte ich mich bei Euch für Euer Kommen bedanken. Euer Kommen ist für uns ein Zeichen der tiefen Verbundenheit mit der Verstorbenen und mit uns, den Angehörigen. Nach der Beisetzung ist jeder in das Hotel Kaiserin Elisabeth in Feldafing eingeladen. Dies ist ganz im Sinne meiner Schwiegermutter die sehr gerne feierte. Besonders möchte ich im Namen der Familie Maria danken die seit 8 Jahren meine Schwiegereltern bis zu ihrem Tod mit viel Liebe und Geduld betreute und pflegte. Sie gab dafür selbstlos das Zusammenleben mit ihrem Mann und ihren zwei heranwachsenden Töchtern auf. Sie war nicht nur eine fürsorgliche Pflegerin sondern eine enge Vertraute. Meine Schwiegermutter bezeichnete Maria als ihre beste Freundin. Dass was sie für unsere Eltern und für uns getan hat sucht seinesgleichen und ist mit irdischen Gütern nicht zu entlohnen. Danke Maria Liebe Familie, Verwandte und Freunde, ich möchte versuchen mit einigen Worten die Persönlichkeit von Omi zu würdigen wobei mir klar ist dass dies immer unvollkommen bleiben wird. Ich spreche von meiner Schwiegermutter bewusst als Omi, da wir sie in den letzten 20 Jahren innerhalb der Familie so genannt haben. Wir sind dankbar, dass es sie gab, dass sie für uns gelebt hat. Ihre 90 Lebensjahre sind auch ein Spiegel des letzten Jahrhunderts. Als junge Frau geprägt durch die Familien und Häuser Westfalens nahm sie die Spannungen, Strömungen, Zerrissenheit und Herausforderungen ihrer Zeit in sich auf - zum einen die Werte des untergegangen Kaiserreiches bzw. des osmanischen Hofes, - zum anderen die junge nicht von allen geliebte Republik - zum Teil jedoch auch die falschen Versprechungen und Ideale eines Hitlers. Sie selbst sprach von der Faszination seiner persönlichen Erscheinung auf sie als junges BDM Mädchen Aber bald wurde sie mit den Schattenseiten konfrontiert - den sinnlosen Soldatentod ihres Bruders Josefs, ihres Schwagers Matthäus und vieler Verwandter und Freunde - die Hinrichtung im Zusammenhang mit dem 20. Juli des Schwiegervaters ihres Bruders, der für ein anderes besseres Deutschland sein Leben ließ - die persönliche Konfrontation mit den schrecklichen Folgen des Krieges in einem Lazarett für Amputierte In einem Bericht schilderte sie den Versuch einer nationalsozialistischen Weihnachtsfeier im Lazarett, in dem sie als Krankenschwester arbeitete. Ich zitiere: „Der Gauleiter, ein hochgewachsener äußerst gepflegter Mann, zwischen all den Krüppeln beharrte steif auf seinen Ehrenplatz. Selten habe ich so eine Totenstille auf so einer Feier erlebt. Es war eine fast unerträgliche Spannung. Da sah ich einen der ärmsten der Armen. Es fehlte ihm ein Bein und der rechte Arm. Unbeholfen steckte er die linke Hand in die Tasche seiner Uniform und zog eine kleine Mundharmonika heraus. Ganz leiser intonierte er das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“. Atemloses Schweigen, doch dann setzten hunderte von Männerstimmen ein. Es war als würden die Wände des Raumes gesprengt. Es war Weihnachten geworden. Still und mit gesenkten Haupt und roten Kopf ging der Gauleiter ohne Abschied mit seinen Leuten aus dem Saal. “ Bald erlebte sie 1945 ihr persönliches Golgatha als ihre 11 monatige Tochter Monika in ihren Armen an Dyphterie starb. Und wenn ich links zur Skulptur der schmerzhaften Mutter Gottes blicke, die ihren toten Sohn in den Armen hält, verstehe ich warum ihr Maria als Vorbild im Leiden und im Ertragen so nahe war. In ihren Unterlagen habe ich ein handschriftliches von ihr verfasstes Gedicht gefunden mit der Überschrift

 

„Das tote Kind spricht“

Mutter, nun lass meine Flügel los.

Fühle, nun bin ich tiefer als je in Deinem Schoß

Ich bin der Herzschlag der Dich im Leben weiter drängt

Ich steige in Deinen Arm, wenn er den Liebsten umfängt

Ich bin der zärtlichste Schimmer auf Deiner Kinder Haar

Mutter ich bleibe was ich von Anfang war

Sieh, ich fiel aus einem blühenden Frühlingsstrauss

Kleine beglückende Knospe in Dein offenes Haus

Ich war ein Duft, ein Klang, ein begonnener Reim

Sing mich zu Ende, dann bleib ich in Deinem Herzen daheim

Dann kann ich wachsen, Rose aus aus Deines Blutes tiefsten Schacht

Mach mich nicht dunkel

Ich bin das Sternbild der Liebe in Deiner schwärzesten Nacht

 

Sie hat dieses Schicksal getragen getreu dem Spruch „Wechselnde Pfade, Schatten und Licht, alles ist Gnade, fürchte Dich nicht“. Es kam eine neue Zeit mit neuen Herausforderungen. Es kamen sechs weitere Kinder, Freilichtbühne in Herdringen, Umzüge nach Neheim-Hüsten, die Sommerferien in Seeleiten bei Murnau. Vieles war anders als in ihrer Jugend. Sie hat ihre Schwiegertöchter und söhne mit all ihren Schwächen und Stärken vorbehaltlos und herzlich angenommen. Für Nina und Hanna war sie ein sicherer Hafen. Für die elf Enkel wurde Murnau zur zweiten Heimat. In den 15 Jahren in denen sie in Murnau lebte bevor wir sie zu uns nach Tutzing nahmen, engagierte sie sich in der Pfarrei, hielt Wortgottesdienste und übernahm die Krankenhausseelsorge im Unfallkrankenhaus. Sie freute sich über das Engagement ihres Sohnes Tino bei Amnesty und dessen Einsatz für die Opfer der Diktaturen in Südamerika. Ebenso erfüllte sie das soziale und kirchliche Engagement ihres Sohnes Jörg mit Genugtuung. Sie musste am Ende ihres Lebens den für eine Mutter fast unerträglichen Schicksalsschlag hinnehmen, dass ihre beiden ältesten Söhne innerhalb von 12 Monaten aufgrund von unheilbaren Krankheiten starben. Mit Fassung und ohne Jammern hat sie dies hingenommen, so wie sie vieles hingenommen hat „Dein Wille geschehe“ und mit Optimismus und Zuversicht in die Zukunft gesehen. Sie verstand das Leben nicht als Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt sondern als ein Glied in einer Kette von Generationen und damit als Verpflichtung das Erbe dieser Kette - weiterzugeben durch Erziehung - weiterzugeben durch Vorleben - und in den letzten Jahrzehnten weiterzugeben durch längere Briefe und Reflektionen, die sie gemeinsam mit Opi verfasste und an uns schickte Woher nahm sie diese Lebenskraft? Zwei große Wurzeln sind hier zu nennen: 1. ihr Erbe, ihre Gene. Der westfälischen Herkunft verdankte sie - ihre Starrköpfigkeit - ihre Prinzipienfestigkeit - ihre Bereitschaft für ihre Meinung einzustehen - ihre tiefe Verwurzelung im christlichen Wertesystem mehr vielleicht ist sie aber durch ihr orientalisch libanesisches Erbe geprägt worden: - ihre positive Einstellung zum Leben und die Fähigkeit jede Situation und sei sie noch so widrig, zu meistern - ihre Erzählkunst und ihr Drang zur Schauspielerei (hier muss ein Märchenerzähler in der Ahnenreihe gewesen sein) - ihre Herzlich- und Fröhlichkeit - ihre Fähigkeit Gefühle zu zeigen und auf Menschen zuzugehen. Ihre zweite große Wurzel war ihr fester unerschütterlicher Glaube. Sie hinterfragte durchaus kritisch die Dogmen und das Verhalten ihrer Kirche. Dies störte aber nicht ihr bedingungsloses Vertrauen in Gott. Vielleicht hat sie durch ihre Familienwurzeln im heiligen Land besonders stark die Botschaft, die vor zweitausend Jahren den Siegeszug durch die Jahrhunderte rund um den Erdball ausgehend von einem kleinen Nest in Palästina antrat verinnerlicht. Die Botschaft von Frieden und Liebe. Sie stand wie keine andere für den Begriffsinhalt des hebräischen Schaloms. Für den äußeren Frieden - sie konnte verzichten - sie konnte verzeihen - sie konnte versöhnen und für den inneren Frieden - sie lebte in Harmonie mit sich, ihrer Umwelt und ihrem Gott - sie war zufrieden und fröhlich vor allem aber stand sie für die Liebe - die Liebe zu ihrem Mann, mit dem sie 55 Jahre in Treue und Zuneigung durch Höhen und Tiefen ging - die Liebe zu ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln - die Liebe zu den Menschen - eine Liebe die verständnisvoll, gütig, richtungsweisend, unendlich und allumfassend war, getreu der orientalischen Weisheit, die sowohl auf der Rückseite des Totenbildchens ihrer libanesischen Mutter als auch auf ihrem eigenen steht: Die Liebe ist das einzige Gut, das sich vermehrt wenn man es verschwendet. Sie blickt auf ein glückliches, erfülltes Leben zurück. Sie bleibt ein Vorbild für uns und kommende Generationen. Eine wahre „marter familiae“. Eine würdige Ahnenfrau aus altem Geschlecht. Ich bin stolz und dankbar so eine Schwiegermutter gehabt zu haben. Danke Omi

 

Fürbitten

1. Für Omi (Nina)
Allmächtiger Gott, Herr über Leben und Tod. Du hast unsere Omi nach einem lange in Liebe und sozialen Engagement zu den Menschen und im Vertrauen auf Dich vollendeten Leben zu Dir in Deine ewige Herrlichkeit gerufen. Erfülle die Sehnsucht Ihres Herzens, Ihre Gewissheit an ein zukünftiges Leben in Dir, dem Auferstandenen und lasse ihren Einsatz und die Liebe ihres Lebens für und in uns weiter wirken.
Wir bitten Dich erhöre uns.

 

2. Für Betreuer (Stefan)
Gott wir danken Dir, dass Du Omi Menschen geschickt hast, wie Dr. Gogl, Frau Dr. Schöneberger-Lindl, Herrn Heil und seine Mitarbeiter der ambulanten Krankenpflegen sowie Maria, die sie mit Einfühlsamkeit und großer Geduld gepflegt haben. Dies gilt vor allem für Maria, die ihre Familie nur selten sehen konnte, da sie die Betreuung unserer Eltern als ihre Lebensaufgabe der letzten Jahre gesehen hat.
Gib Ihnen die Kraft, Gesundheit und die Fröhlichkeit für ihren Dienst an Menschen und vergelte ihren Einsatz mit einem Vielfachen.  Stehe vor allem Maria bei, ihre Zukunft zu gestalten.

 

3. Für die Anwesenden  (Konsti)
Gott, wir sind heute hier versammelt um von Omi Abschied zu nehmen. Befreie uns von Allem was und bedrückt und belastet. Nimm von jedem von uns die Zweifel und Sorgen. Gib uns die Kraft, dass Gute und Positive zu suchen und zu sehen und mit fröhlichen Herzen voll Lebensmut durch diese Deine Welt zu gehen.
Wir bitten Dich erhöre uns.

 

4. Für die Verstorbenen (Anga)
Herr über Leben und Tod. Durch die Auferstehung Deines Sohnes hast Du uns Hoffnung gegeben. In Deine Welt sind unsere Eltern, unsere Schwester Monika und unsere Brüder Jörg und Tino vorausgegangen. Cousinen, Vetter und Freunde hast Du aus unserer menschlich engen Sicht zu früh zu Dir gerufen. Lass sie und alle anderen Verstorbenen unserer Familie und unserer Freunde teilhaben an Deiner Gnade und lass sie eingehen in Dein ewiges Licht des Friedens und der Herrlichkeit – Ein Licht,  zu dem im Vergleich das Licht der Sonne nur ein Schatten ist.
Wir bitten Dich erhöre uns.

 

5. Für die Welt und die Schöpfung (Verena)
Als die Erde nicht war noch der Himmel, weder Baum noch Berg, weder Sonne noch Stern, weder Mond noch das mächtige Meer, da warst Du schon, allmächtiger Gott. Wir sehen hilflos, wie wir Deine unsere Schöpfung zerstören, wir blicken ohnmächtig auf die vielen leidvollen Auseinandersetzungen zwischen den Völkern in vielen Teilen der Erde, zwischen Religionen und Kulturen, zwischen Arm und Reich zwischen Nord und Süd, zwischen Herrschenden und Beherrschten. Schenke vor allem dem libyschen Volk die Kraft seine Zukunft in Frieden und Freiheit zu gestalten.
Gott, Du allein hast die Macht dazu. Gib dieser unserer Welt Deinen Schalom, Deinen Frieden. Wir bitten Dich erhöre uns.

 

THUN-HOHENSTEIN-MARSCH 1881-1882

Der "Thun-Hohenstein-Marsch" wurde vom böhmischen Komponisten und Kapellmeister  Karl Komzák (1823-1893) während seiner Zeit beim Infanterieregiment in Innsbruck komponiert und entstand zwischen 1881-1882. Er widmete ihn Graf Franz von Thun-Hohenstein , dem Militär- und Landesverteidigungskommandanten von Tirol und Vorarlberg.

Graf von Thun-Hohenstein Roderich (1908-1983)

Deutscher Jurist, politischer Aktivist, Unternehmer und Entwicklungshelfer.

Roderich Graf von Thun-Hohenstein (*30. Januar 1908 in Innsbruck; † 03. April 1983 in San José, Costa Rica; katholisch) war deutscher Jurist, politischer Aktivist, Unternehmer und Entwicklungshelfer.

Familie

Graf Roderich von Thun-Hohenstein wurde am 30. Januar 1908 in Innsbruck als zweites von sechs Kindern des Innsbrucker Oberleutnants Graf Konstantin Theodor Franz Thun-Hohenstein und der Freiin Therese von Stotzingen geboren. Da der erstgeborene Sohn Graf Johannes bei der Geburt starb, war Roderich der Älteste von fünf Geschwistern. Neben seiner Schwester Gräfin Maria Rosario hatte Roderich drei weitere Brüder, die Grafen Otmar , Joseph Bernhard und Matthäus .

Roderich von Thun-Hohenstein heiratete am 03. Oktober 1955 Manuela Mercedes Costance Gräfin von Tattenbach , Tochter des deutschen Botschafters in Costa Rica Franz Ludwig Willhelm Graf von Tattenbach und Luise Yglesias-Rodriguez , Tochter des ehemaligen costaricanischen Präsidenten, Rafael Yglesias. Die Ehe der beiden blieb Kinderlos.

 

Leben

Jugend und Ausbildung

Roderich von Thun-Hohenstein wuchs mit seinen vier Geschwistern in Innsbruck auf und erfuhr dort auch seine schulische Ausbildung. Die Familie war für die Geschwister Thun ein wichtiger Bezugspunkt, vor allem die Mutter, aber auch Roderich als ältester Bruder spielten für den Zusammenhalt eine zentrale Rolle. Letzterer versuchte später mit seinem Einkommen immer einen Beitrag zur Linderung des finanziellen Notstands der Familie zu leisten. Roderich galt zudem als begabter und wissbegieriger Schüler. Er war sehr religiös und engagierte sich in seiner Freizeit in der katholischen Jugend.[1]

Nach seiner schulischen Ausbildung studierte Roderich Thun-Hohenstein Rechtswissenschaften an der Innsbrucker Universität. Da er ein sehr begabter Student war, gelang es ihm in kurzer Zeit zu promovieren. Außerhalb des Studiums und seiner religiösen Tätigkeiten interessierte sich Roderich sehr stark für Naturkunde. Seine Freizeit verbrachte er stets in der Innsbrucker Bergwelt, wo er persönliche Studien über die Flora und Fauna der Alpen durchführte. Insbesondere war er an Vogelkunde interessiert.[2] Zu seinen weiteren Interessen gehörten aber auch Musik und Literatur.[3]

Nach der Promotion zog Roderich Thun nach Prag und wurde die Rechte Hand des Fürsten Lobkowitz auf dem Prager Hradschin.[4]

 

Politische Aktivität während des Nationalsozialismus

Nach seiner Tätigkeit in der tschechoslowakischen Hauptstadt übersiedelte Graf Thun zu Beginn der 1930er Jahre nach Bonn. Aufgrund seiner auch journalistischen Arbeiten lernte Roderich viele politisch einflussreiche Persönlichkeiten kennen, die vor allem aus dem katholisch-konservativen Milieu stammten. Eine seiner wichtigsten Bekanntschaften aus diesen Kreisen war der Zentrumspolitiker und damalige Vizekanzler des Hitler-Kabinetts Franz von Papen (1879 – 1969), der ihn den Einzug in die politische Landschaft des Dritten Reichs ermöglichte.[5]

Roderich Thun akzeptierte im April 1933 von Papens Angebot, das Amt des Generalsekretärs des unter dessen Schirmherrschaft gegründeten „Bundes katholischer Deutscher, Kreuz und Adler“ zu übernehmen. Das Ziel dieses christlich-konservativen Bundes war es einerseits „den katholischen Volksteil ideologisch und politisch in das System der faschistischen Diktatur einzugliedern“[6] und andererseits die politische Stellung von Papens zu stärken.[7] Im Juli desselben Jahres übernahm Roderich Thun das Amt des Geschäftsführenden Vorsitzenden. Als im Oktober 1933 der Bund „Kreuz und Adler“ in die neugegründete „Arbeitsgemeinschaft Katholischer Deutscher“ (AKD) überging, blieb Roderich in derselben Funktion tätig. Wie der Bund „Kreuz und Adler“ zielte auch die AKD auf die Bündnisarbeit zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus.[8]

In einem Vortrag von Graf Thun über „die Aufgaben des katholischen deutschen Adels im dritten Reich“ auf der Generalversammlung des Rheinisch-Westfälischen Vereins katholischer Edelleute im Januar 1934, kamen die Ziele der AKD eindeutig zum Ausdruck: Als Geschäftsführer rief Thun-Hohenstein seine Zuhörer dazu auf, „die rückhaltlose Mitarbeit am Nationalsozialismus zu vertiefen“ und zwar im „katholischen Volksteil“. Er betonte weiters sein „blindes Vertrauen in den Führer“ und versuchte nachzuweisen, dass es keine Differenzen zwischen katholischen Glauben und dem Programm der NSDAP gibt. Die hitlersche „Abwehrschlacht gegen Osten“ habe für den katholischen Adel eine Vergleichbare Bedeutung wie z.B. die Türkenabwehr vor Wien. Auch sprach er von einer „nie mehr wiederkehrenden Gelegenheit zur Bewährung für den katholisch-deutschen Adel.“[9]

Die politische Karriere des Grafen Thun-Hohenstein endete aber sehr schnell nach seinem Aufruf zur Mitarbeit am NS-Regime. Ein halbes Jahr später, wurde er nämlich in den sogenannten Röhm-Putsch vom 2. Juli 1934 involviert. Im Zuge der Ausschaltung der innenpolitischen Opposition wurde Roderich Thun als Mitglied der „reaktionären Kreise“ um von Papen von der Gestapo verhaftet und ins Hausgefängnis der Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin deportiert. Er wurde allerdings noch am selben Abend aus diesem entlassen.[10]

Nach den Ereignissen im Juli war von Seiten des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda eine Entsendung des Grafen nach Rom „zur Überwachung der Zentrumsemigration und zur Kontrolle der vom Vatikan nach Deutschland laufenden Verbindungen“ geplant. Der Plan wurde allerdings aufgegeben und für ihn wurde „eine Verwendung beim Reichsluftfahrtministerium in Aussicht“ gestellt.[11] Nach seiner Tätigkeit im Luftfahrtministerium fand Roderich Thun Einstellung in der Luftfahrtindustrie. Zuerst arbeitete er im Exportsektor der Firma Junkers in Dessau und bis zum Ende des Krieges war er Exportdirektor bei Messerschmitt in Augsburg.[12]

Auf Vermittlung von Rudolf Heß trat Roderich Thun-Hohenstein mit Aufnahmedatum 1. Mai 1937 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 5.599.919).[13]

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Roderich Thun zur Untersuchung in ein amerikanisches Internierungslager. Er wurde nach drei Monaten wieder freigelassen.[14]

 

Thun-Werke: Spielzeug und Kinderbücher

Nach dem Krieg begann für Roderich Thun-Hohenstein eine neue Lebensetappe. Er wohnte zu dieser Zeit in Jettingen bei Ulm, da die zerbombten Messerschmittwerke dort hingezogen waren. In einer Jettinger Tischlerei begann Roderich mit der Herstellung von Holzspielzeug für Kinder. Der kleine Betrieb begann sehr schnell zu wachsen und stellte immer mehr Arbeiter ein. Nach[break] Angaben Roderichs beschäftigte der Betrieb um 1950 bereits über 100[15] und 1957 um die 300 Arbeiter.[16]

Roderich Thun war stets bestrebt neue Spielzeugmodelle zu produzieren, die den „Spielinstinkt“ der Kinder berücksichtigen sollten. In den Thun-Werken wurde ein neuer Spielzeugtypus entwickelt, der die alten vermeintlich besser geeigneten soliden und quasi unzerbrechlichen Holzspielzeuge ersetzten sollte. Die steigende Produktion und der Verkauf dieses neuen Spielzeugtypus bestätigten Roderichs Absicht.[17]

1954 gründete er den „Arbeitsauschuss gutes Spielzeug“, der aus der Arbeitsgemeinschaft „Das richtige Spielzeug im technischen Zeitalter“ der Volkshochschule Ulm herausging und an der er selbst beteiligt war.[18] Der heute noch existente Verein „spiel gut Arbeitsausschuß Kinderspiel + Spielzeug e. V.“ mit Sitz in Ulm testet und bewertet Spielzeug. Darüber hinaus informiert er auch über die Bedeutung des Spielens für die körperliche, geistige und soziale Entwicklung von Kindern.[19]

Sein pädagogisches Feingefühl stellte Roderich Thun nicht nur durch die Herstellung von modernem Kinderspielzeug, sondern auch durch das Schreiben von Kinderbüchern. Auch diesen Sektor gelang es ihm durch die Schaffung eines neuen Bilderbuchtyps zu revolutionieren.

Zusammen mit der Innsbrucker Künstlerin Edith Kiem veröffentlichte er mehrere avantgardistische Kinderbücher wie „Das indische Zauberkästchen“, „der Luftpostbrief. Vom Urwald zu uns“ oder „Strom. Vom Stausee zur Glühbirne“. In diesen Büchern werden, durch knappe, klar eindringliche Texte von Roderich Thun und ideenreiche, phantasievolle Bilder von Edith Kiem, „die Romantik ferner Länder und früherer Zeiten mit Dingen der modernen Wirklichkeit, die dem Kinde erläutert und verständlich gemacht werden, vereinigt.“[20] Aus Innsbruck entstand somit ein neuer Typ des modernen Bilderbuchs, der auch von Seiten pädagogischer Institute untersucht wurde.[21]

 

Entwicklungshilfe in Costa Rica

Roderich Thun-Hohenstein lernte 1954 Manuela von Tattenbach, die Tochter des deutschen Botschafters in Costa Rica, kennen und heiratete sie am 3. Oktober 1955. Manuela lebte seit ihrer Kindheit auf einem ländlichen Grundstück in Costa Rica. Sieben Jahre nach der Hochzeit zog das Ehepaar dorthin. Für Roderich Thun begann die letzte Etappe seines Lebens, die ihm am Anfang sehr schwer fiel. Er musste nämlich Heimat, Elternhaus und Freunde verlassen. Die erste Zeit in Costa Rica verbrachte das Ehepaar Thun-Hohenstein auf einem kleinen Gut in den Bergen.[22]

Auf ihrem Gut lebten Roderich und Manuela mit einigen Bauernfamilien, die vom Rest des Landes völlig abgekoppelt waren. Da es sich um Analphabeten handelte die aufgrund ihrer Abgeschiedenheit keine Bildung erhalten konnten kümmerte sich Roderich darum. Er hatte schließlich den brillanten Einfall, dass solchen abgeschiedenen Bauern und Landarbeitern Bildung durch das Radio gebracht werden könne und zwar durch eine eigens eingerichtete Radiosendung.[23]

Nachdem er sein Projekt verbreitete und Finanzierungsmittel aus Deutschland erhielt, bereitete Roderich Thun 1963 den Weg für die Gründung des Zentralamerikanischen Instituts für Ausbreitung der Kultur „Instituto Centroamericano de Extensión de la Cultura“ (ICECU). Am 12. Oktober 1964 startete die erste Radiosendung von „Escuela Para Todos“ (Schule für alle). Durch diese Radiosendung wurde eine Brücke zwischen den costaricanischen Bildungsinstitutionen und den Bauern des Landes geschaffen. 1965 wurde neben der Radiosendung auch ein Almanach „El Almanaque Escuela Para Todos“ zur Bildung der Landbevölkerung eingeführt.[24]

Die Radiosendung wurde sehr bald auch in den anderen Republiken Zentralamerikas ausgesendet und von diesen mitfinanziert. Der jährlich erscheinende Almanach hatte 1982 eine Auflage von ca. 600.000 Exemplaren.[25]

Neben der Gründung des ICECU bereiteten Roderich Thun und seine Frau Manuela 1972 den Weg für die Gründung von SOS-Kinderdörfern in Costa Rica vor. Roderich, der mit dem Gründer der SOS-Kinderdörfer bekannt war, arrangierte ein Grundstück in Tres Ríos bei San Jose, wo 1975 das erste SOS-Kinderdorf gebaut wurde. Roderich und Manuela leisteten zu dieser Zeit auch maßgebliche Hilfe für die Erdbebenopfer in Managua der Hauptstadt Nicaraguas.[26]

Roderich Thun starb am 3.April 1983 in San José, Costa Rica.

 

Bibliographie

Quellen

  • Institut für Zeitgeschichte (Hrsg.) Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, Teil 1, Regesten, Bd. 1, München u.a. 1983
  • Thun, Joseph, Roderich Thun. Una Vida. Apuntes Biograficos de su Hermano, o.O., o.J.
  • Zorell, Elisabeth, 10Jahre Arbeitsausschuss Gutes Spielzeug, in: Intenational Review of Education 3/1964, S. 352-354.

Literatur

  • Lob, Brigitte, Albert Schmitt O.S.B. Abt in Grüssau und Wimpfen. Sein kirchenpolitisches Handeln in der Weimarer Republik und im Dritten Reich, Köln-Weimar-Wien 2000
  • Malinowski, Stephan, Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat, Frankfurt am Main 2004
  • Spitz, René Michael, Die politische Geschichte der Hochschule für Gestaltung Ulm (1953 – 1968). Ein Beispiel für Bildungs- und Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland, Dissertation, Köln 1997.

Zeitungsartikel

  • „Innsbrucker schufen neuen Bilderbuchtyp“, in: Tiroler Tageszeitung, 7. Dezember 1957, S. 5
  • „La muerte de un gran hombre“, in: Fundación Escuela Para Todos (Hrsg.), Libro Almanaque Escuela Para Todos 1984, San Pedro de Montes de Oca-San José Costa Rica 1984, S. 30-33
  • Korrespondenz zwischen Roderich und Generalfeldmarschall Kesselring 20.12.1950.

Internet

[1] Thun, Joseph, Roderich Thun. Una Vida. Apuntes Biograficos de su Hermano, o.O., o.J., S. 2.
[2] Ebd.
[3] Spitz, René Michael, Die politische Geschichte der Hochschule für Gestaltung Ulm (1953 – 1968). Ein Beispiel für Bildungs- und Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland, Dissertation, Köln 1997, S. 444.
[4] Ebd.
[5] Thun, Roderich Thun, S. 3.
[6] Lob, Brigitte, Albert Schmitt O.S.B. Abt in Grüssau und Wimpfen. Sein kirchenpolitisches Handeln in der Weimarer Republik und im Dritten Reich, Köln-Weimar-Wien 2000, S. 190.
[7] Die Bündelung der katholischen Bevölkerung in einem unter seiner Patronage stehenden Zusammenschluss sollte von Papen einen zusätzlichen machtpolitischen Rückhalt geben.
[8] Lob, Albert Schmitt O.S.B., S. 191.
[9] Vortrag Graf Thuns auf der Generalversammlung des Rheinisch-Westfälischen Vereins katholischer Edelleute am 24.1. 1934, in: BayHStA, GKE, Bd. 6, in: Malinowski, Stephan, Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat, Frankfurt am Main 2004, S. 560.
[10] Malinowski, Vom König zum Führer, S. 560.
[11] Institut für Zeitgeschichte (Hrsg.) Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, Teil 1, Regesten, Bd. 1, München u.a. 1983, S. 101 f.
[12] Thun, Roderich Thun, S. 4 f.
[13] Malinowski, Vom König zum Führer, S. 560.
[14] Thun, Roderich Thun, S. 6.
[15] Korrespondenz zwischen Roderich und Generalfeldmarschall Kesselring 20.12.1950.
[16] „Innsbrucker schufen neuen Bilderbuchtyp“, in: Tiroler Tageszeitung, 7. Dezember 1957, S. 5.
[17] Thun, Roderich Thun, S. 6.
[18] Zorell, Elisabeth, 10Jahre Arbeitsausschuss Gutes Spielzeug, in: Intenational Review of Education 3/1964, S. 352-354.
[19] Als Vorsitzender des „Arbeitsauschusses gutes Spielzeug“ äußert sich Roderich folgendermaßen zu den neuen Spielzeugtypen: „Unsere Empfehlungen beschränken sich keinesfalls nur auf Holzklötze und Stofftiere. Wir sind der Meinung, daß den Kindern eines technischen Zeitalters die entsprechende reale Umwelt im Spiel nicht vorenthalten werden darf.“[ref] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46275309.html
[20] „Innsbrucker schufen neuen Bilderbuchtyp“, S. 5.
[21] Ebd.
[22] Thun, Roderich Thun, S. 9 f.
[23] Ebd, S. 10.
[24] „La muerte de un gran hombre“, in: Fundación Escuela Para Todos (Hrsg.), Libro Almanaque Escuela Para Todos 1984, San Pedro de Montes de Oca-San José Costa Rica 1984, S. 31.
[25] Thun, Roderich Thun, S. 11.