Was ist Thun-Web?

Thun-Web ist die erste digitale Aufzeichnung der fast 1.000jährigen Geschichte einer der wichtigsten Adelsgeschlechter in Europa.

Das Projekt der Universität Innsbruck sammelte genealogische und familiengeschichtliche Quellen zur Geschichte der Thun-Hohensteins und stellt sie auf dieser Internetseite zur Verfügung. Beiträge zu den verschiedensten Themen der Familiengeschichte und Biographien von Persönlichkeiten werden auf wissenschaftlicher Basis verfasst und in einem Online-Lexikon zusammengetragen. Der recherchierte Stammbaum der Familie Thun ist mit dem Lexikon verbunden und somit für jeden ersichtlich, der sich für die abwechslungsreiche und höchst interessante Geschichte Familie Thun-Hohenstein interessiert.

Daran angebunden soll ein Netzwerk der Familie Thun entstehen, worin sich heutige Familienmitglieder einerseits über ihre eigene Geschichte und ihre Vorfahren informieren, aber auch mit anderen Verwandten in Kontakt treten können.

Graf von Thun-Hohenstein Franz Josef (1826-1888)

Kommandant des österreichischen Freiwilligenkorps bei Kaiser Maximilian in Mexiko

Graf Franz von Thun-Hohenstein (* 27. Juli 1826 in Choltitz, † 30. Juli 1888 in Schwaz) war österreichischer Offizier und Kommandant des österreichischen Freiwilligenkorps bei Kaiser Maximilian in Mexiko (1864-1867).

Familie

Graf Franz (Josef Johann) von Thun-Hohenstein wurde am 27. Juli 1826 in Choltitz, Böhmen, als Kind des Grafen Johann Nepomuk von Thun-Hohenstein und der Nikolausine, geb. Gräfin Baillet de Latour , geboren. Neben den drei älteren Schwestern Gräfin Therese , Gräfin Sofie und Gräfin Nikolasine hatte Franz noch zwei ältere Brüder, Graf Theodor Karl und Graf Konstantin Ludwig.

Graf Franz von Thun-Hohenstein heiratete am 16. Juni 1877 Prinzessin Auguste-Eugenie von Urach [1]  in Innsbruck. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Graf Konstantin Theodor Franz und Gräfin Marie Auguste Franziska .

 

Leben

Militärische Laufbahn

Schon in jungen Jahren widmete sich Graf Franz von Thun-Hohenstein dem kaiserlichen Waffendienst. Mit 18 Jahren tritt er bereits als Kadett in das Infanterieregiment Nr. 28 ein, wird alsbald zum Leutnant ernannt und daraufhin ins Infanterieregiment Nr.1 versetzt. Er nimmt als Hauptmann an den Straßenkämpfen in Mailand teil und wird wegen seines vorbildlichen Verhaltens im Heeresbericht lobend erwähnt. [2]

Als im Oktober 1848 der Wiener Oktoberaufstand ausbrach, wurde das Regiment nach Wien verlagert, um an dessen Zerschlagung mitzuwirken. Im Jahr 1849 wurde das Regiment wieder auf italienische Kriegsschauplätze zurückverlagert, wo er an den Schlachten von Mortara (21. März 1849) und Novara (23. März 1849) teilnahm und verwundet wurde. Nach Ende des Krieges wurde er zum Major befördert und dem Stab von Feldmarshall Radetzky (1766-1858) zugeteilt.

Nach dessen Tod wird er wieder zum Infanterieregiment Nr. 49 zurückberufen und 1859 zum Kommandanten des Grenadierbataillons, an dessen Spitze er am 24. Juni 1859 in der Schlacht von Solferino kämpfte, berufen. Er wurde zum Oberstleutnant befördert und übernahm das Infanterieregiment Nr. 9. Im Alter von 35 Jahren war Graf Franz von Thun-Hohenstein Oberst und Regimentskommandant. [3]

Als Erzherzog Maximilian (1832-1867) im Jahr 1864 die mexikanische Kaiserkrone annahm, wurde auf Wunsch des Kaisers unter der Leitung von Oberst Graf Franz von Thun-Hohenstein ein österreichisches Expeditionskorps zusammengestellt. Kaiser Franz Josef I. willigte ein und informierte seinen bereits in Mexiko weilenden Bruder, „Deinem Wunsch in Bezug auf den Obersten Graf Thun habe ich entsprochen und er kommandiert bereits das fast ganz komplette Korps in Laibach. Er ist ein ausgezeichneter Offizier und ergreift seine Aufgabe mit großem Eifer. […]“ [4]

Mittels Schiffen, die sowohl mit österreichischen als auch belgischen Freiwilligen besetzt waren, gelang das Freiwilligenkorps im Jänner 1865 nach Vera Cruz, das Hauptquartier wurde in Puebla aufgeschlagen. Graf Franz von Thun-Hohenstein, der die Leitung über die österreichischen Truppen und zwei belgischen Freiwilligenbataillone inne hatte, versuchte in Form von Kontaktaufnahmen mit der einheimischen Bevölkerung seiner ihm übertragenen Aufgabe gerecht zu werden. Und trotz beachtlicher Erfolge seiner Truppen stieß er auf Widerstand auf französischer Seite: Marschall François-Achille Bazaine (1811-1888) betrachtete sich nicht nur als Oberkommandeur der französischen Interventionsstreitmacht, sondern auch der gesamten kaiserlichen mexikanischen Armeen. [5]

Da Thun-Hohenstein nicht dieser Auffassung war, kam es alsbald zu einem Zerwürfnis mit Bazaine, der vom Kaiser unterstützt wurde. Das zusehends schlechter werdende Verhältnis zwischen Oberst Thun-Hohenstein und General Bazaine sowie akuter Geldmangel führten schlussendlich dazu, dass das österreichische Freiwilligenkorps in die französischen Truppen eingegliedert und mit den Verbänden der Fremdenlegion zur Division Auxiliaire Etrangère zusammengelegt wurde. Das Kommando hierüber wurde dem französischen General Neigre anvertraut. [6]

Graf Franz von Thun-Hohenstein zog aus der der Entscheidung des Kaisers Konsequenzen und quittierte seinen Dienst. Er kehrte im September 1866 wieder nach Österreich zurück. [7]

Ende Dezember 1871 übernahm Thun-Hohenstein das Kommando der 25. Infanteriedivision. Am 24. April 1873 wurde er zum Feldmarschallleutnant und Kommandanten der 8. Infanterietruppendivision ernannt. Im Jahr 1882 wurde Graf Franz von Thun-Hohenstein zum Feldzeugmeister und Militärkommandanten von Tirol berufen. [8]

Aufgrund von gesundheitlichen Beschwerden wurde er 1883 seines Dienstes enthoben. Am 1. Jänner 1887 erfolgte seine endgültige Versetzung in den Ruhestand. Graf Franz von Thun-Hohenstein starb am 30. Juli 1888 in Schwaz in Tirol.

 

Mitgliedschaften, Ehrungen und Auszeichnungen

Graf Franz von Thun-Hohenstein wurde im Laufe seiner militärischen Dienste mit verschiedensten Auszeichnungen und Orden geehrt. Schon in jungen Jahren erhielt er aufgrund seines couragierten Verhaltens während des Wiener Oktoberaufstandes 1848 das Militärverdienstkreuz verliehen. Für die ausgezeichnete Führung seines Verbandes während der Schlacht bei Solferino im Juni 1859 wurde ihm das Ritterkreuz des Leopoldordens mit Kriegsdekoration verliehen. Nach seiner Rückkehr aus Mexiko erhielt Graf Franz von Thun-Hohenstein den Orden der Eisernen Krone 2. Klasse mit Kriegsdekoration. Während seiner Zeit als Kommandant der 25. Infanteriedivision wurde er mit dem Albrechtsorden und dem Mecklenburgischen Hausorden ausgezeichnet.

Auch seine Tätigkeiten in Tirol wurden honoriert: Aufgrund seines Einsatzes und seiner tatkräftigen Unterstützung während der Hochwasserkatastrophe von 1882/83 wurde er für die Verleihung des Franz-Josefs-Ordens am 1. Februar 1883 empfohlen und mit diesem geehrt. Als er aufgrund gesundheitlicher Probleme seines Dienstes enthoben wurde, würdigte man seine Verdienste mit dem Orden der Eisernen Krone erster Klasse mit Kriegsdekoration.

 

Rezeption

Graf Franz von Thun-Hohenstein zählt zu den klassischen Vertretern jener Offiziersgeneration, deren militärische Laufbahn als Regimentskadetten begann. Durch Verdienste im Krieg erfolgte ein Aufstieg in höhere Ränge und Kommandostellen.

 

Bibliographie

  • Ausgewählte Literatur Gamilscheg, Felix, Kaiseradler über Mexiko, Graz/Wien/Köln 1964.
  • Hamann, Brigitte, Mit Kaiser Max in Mexiko. Aus dem Tagebuch des Fürsten Carl Khevenhüller 1864-1867, Wien-München 1983.
  • Thun, Josef, Kurzfassung der Familiengeschichte der Thun, o.O. 1985.
  • Wurzbach, Constant von, Biographisches Lexikon des Kaisterthums Oesterreich, Bd. 45, Wien 1882, S. 21 Weiterführende Literatur
  • Ratz, Konrad (Hrsg.), Kampf um Mexiko. Kaiser Maximilian in den Erinnerungen seines Privatserketärs José Luis Blasio, Wien-München 1999.

 

status no peer-review

[1] Prinzessin Auguste Eugenie von Urach heiratete in erster Ehe Graf Rudolph von Enzenberg zum Freyen-Jöchelsthurn, der jedoch im Jahr 1874 starb.
[2] vgl. Contstant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 45, Wien 1882, S. 21.
[3] vgl. ebd., S. 21.
[4] zit. n. Brigitte Hamann, Mit Kaiser Max in Mexiko. Aus dem Tagebuch des Fürsten Carl Khevenmüller 1864-1867, Wien-München 1983, S. 78.
[5] vgl. ebd., S. 79-89.
[6] vgl. Felix Gamillscheg, Kaiseradler über Mexiko, Graz-Wien-Köln 1964, S. 211-212.
[7] vgl. Wurzbach, Lexikon, S. 21.
[8] vgl. ebd., S. 21.